StartPilotentippsBlogPauls PilotentippsPauls Pilotentipp #25: Zusammenpacken – zugeschnürtes Paket oder Origami-Faltkunst?

Pauls Pilotentipp #25: Zusammenpacken – zugeschnürtes Paket oder Origami-Faltkunst?

In der Vorbereitung für meinen neuen Blog-Beitrag habe ich mich zuerst mal wieder mit dem Begriff des „Zusammenpackens“ beschäftigt:

Es ist interessant, welche Synonyme hierzu zum Beispiel im Duden und Internet existieren: Es geht über Bündeln, verstauen, wegpacken, zu einem Bund binden,… bis hin zu einschlagen, einrollen, einwickeln, verschnüren und einmummen.

Genauso beobachte ich diese Packvarianten an unseren Fluggeländen. Ähnlich wie beim Auslegen des Schirms werden hier unterschiedlichste Verpackungsmethoden verwendet. Einige gehen schnell, andere dauern lange, ganz andere dauern noch länger (was die wartenden Kollegen im Shuttle-Bus kaum ärgert).

Meine Erkenntnis aus den letzten Monaten: 

Es gibt nicht die „eine“ Methode, sondern es braucht eine kreative Vielfalt, welche sich hauptsächlich an der geplanten Aktivität, der Feuchtigkeit des Schirms und der Windsituation – oder der Ungeduld der wartenden Kollegen orientiert.

Aber: 

Es gibt scheinbar ein paar Grundsätze, welche immer wiederkehrend sind. Zur Orientierung hier meine Beobachtungen:

  • DieSteuerleinenmüssen vor allen Aktionen am Tragegurt fixiert sein – und das auch noch verwicklungsfrei: Zwischen Steuerleine und der Führungsrolle muss die Leine frei ohne Umwicklungen sein!
  • DieTragegurtedürfen zu keinem Zeitpunkt der weiteren Packprozedur der Versuchung erliegen, sich durch die mannigfaltig vorliegenden Schnüre zu vermischen.
  • Hilfreich hierzu ist es offenbar, die Tragegurte so spät wie möglich vom Gurtzeug zu lösen.
  • Beide Tragegurte samt ihren Leinen sollten dabei einzeln behandelt werden – somit ist schon mal die Vermischungsgefahr der rechten und linken Leinen verringert.
  • Alles sonstige Leinengestrüpp sollte sich locker „im Schirm“ befinden.
  • Mehr Sortieren braucht es nicht! Ob die Leinenebenen frei von einander sind, werden wir sowieso nochmal kontrollieren müssen – beim Auslegen des Schirms! Also keine unnötigen Sortiertätigkeiten beim Zusammenlegen des Schirms!

Meine persönliche Methode bis hierhin: 

Ich lege den Schirm (als Rosette aufgenommen nach der Landung) am Abbauplatz(!) vor mich hin, laufe im Gurtzeug um den Schirm herum bis ich auf der Eintrittskantenseite bin. Dann befreie ich mich vom Gurtzeug, lasse aber die Tragegurte weiterhin am Gurtzeugs: Die Tragegurte können nun keine Schweinereien anrichten.

Zum Falten gibt es nun auch ein paar Varianten, welche hauptsächlich von der vorherrschenden Windsituation am Abbauplatz abhängig sind: Einige Methoden, welche eher an Origami-Falten erinnern, sind halt bei starken Wind nicht möglich.

Daher ein paar Gedanken vor dem Falten:

  • Achte auf den Wind!
  • Wenn dieser deutlich ist, ergibt es durchaus Sinn, den Schirm nicht wie am Startplatz so auszulegen, dass dieser zur vorherrschenden Windrichtung ausgelegt ist: Hier ist es sinnvoller, dass der Schirm mit einem Stabilo in den Wind zeigt und damit längs zum Wind ausgelegt ist.
  • Wenn du deinen Schirm für einen längeren Zeitraum Verpacken möchtest, dann solltest du eine besonders sorgfältige Methode verwenden.
  • Wenn der Schirm feucht ist, solltest du ihn nur locker in den Schnellpacksack „stopfen“ – und sobald als möglich an einem trockenen Ort wieder auffächern. Sonst sind dir Stockflecken sicher.

Bei meiner oben beschriebenen Methode kommt der Schirm deswegen je nach Situation entweder in den Schnellpacksack, oder ich fange wirklich an, ihn ordentlich zu „falten“.

Bei Windstille oder ruhigen Windverhältnissenbreite ich nun den Schirm in voller Schönheit aus, ziehe die Leinen vollständig in die Kappe und bin nun „faltbereit“. Wenn ich alleine am Landeplatz bin, falte ich von den Stabilos beginnend den Schirm bis zur Mitte, und dann von „hinten“ nach vorne zu den Eintrittsöffnungen.

Falls jemand dabei und dazu auch noch hilfsbereit ist (z.B. ein wartender Flugkollege aus dem Shuttle), falte ich mit ihm die Stabilos bis zur Mitte und dann noch mal, und dann nochmal, und dann nochmal – und dann von hinten nach vorne, bis das gleiche Ergebnis erreicht ist. Dies ist übrigens einer der Gründe, warum ich so gerne Tandempassagiere mitnehme – der „Mit-An-Packer“ ist inklusive!

Da meine Tragegurte noch am Gurtzeug sind, aber vorne an der Eintrittsöffnung liegen, muss ich die Tragegurte nicht irgendwie hinterherziehen, sondern komme mit dem fertig gefalteten Schirm bei den Tragegurten an! Nun kann ich die Tragegurte vom Gurtzeug lösen und wie gewohnt in die Kappe legen. Oder ich löse sie gar nicht vom Gurtzeug und lege nur das gepackte Bündel in das Gurtzeug rein. Der Rest ist Verpacken in die Packsack und ab zum nächsten Flug…

Wie gesagt: Es gibt viele Varianten! Finde deine eigene heraus – und achte auf die grundsätzlichen Randbedingungen. Hier ein paar Beispiele aus dem Internet für Eure eigene Stil-Findung – Ausprobieren geht über (Er)Staunen:

Apropos Einpacken: 

Mit diesem 25. Blogbeitrag packe ich nun meinen Stift (bzw. meine Tastatur) vorerst in meinen Koffer weg und sammle erstmal weitere Beobachtungen und Erkenntnisse. Ich hoffe einige meiner Piloten-Tipps waren auch für dich hilfreich!

Ich wünsche euch allen einen schönen Restherbst und gute Flugmöglichkeiten auch im Winter – mit der Vorfreude auf die nächste Saison!

Paul Seren

Paul Seren
ist Papillon-Fluglehrer, Dipl.Ing. der Luft- und Raumfahrttechnik, Mitglied im DHV-Lehrteam, begeisterter Flugsportler der ersten Stunde und Tandempilot.

In seinem Blog „Pauls Pilotentipps“ informiert er in loser Folge über Wissenswertes und Aktuelles rund ums Gleitschirmfliegen.

paul@papillon.de

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