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Pauls Pilotentipp #12: Alles gecheckt?

Sommerzeit, Urlaubszeit und ein paar Tage frei – wir wollen fliegen gehen! Also, schnell die Ausrüstung ins Auto geworfen, ein paar Klamotten hinterher, und ab in die Berge…

Wer kennt das nicht: Auf den ersten Kilometern kommen die ersten Zweifel…ist das Bügeleisen ausgeschaltet, wo habe ich die Ausweise, ist die Balkontür wirklich zu und wer war wirklich zuletzt im Bad und hat das Fenster zugemacht? 

Im schlimmsten Fall fahren wir normal wieder zurück, „checken“ zu Hause „aus“ – und fahren wieder los. 
Nun kommen die nächsten Zweifel: Haus ist „gecheckt“, aber wie war das mit unserer Flugausrüstung? Wann war noch mal der letzte Check notwendig gewesen? War da nicht auch noch was mit dem klemmenden Gurtschloss, was schon längst gemacht werden sollte? Und wann wurde die Rettung das letzte Mal gepackt? Liege ich noch im zulässigen Gewichtsbereich meines Schirmes oder hat Weihnachten einen Strich durch die bisherige Rechnung gemacht?

Mit dieser Unruhe kommen wir am ersehnten Zielort an – zum nächsten Check, dem „Einchecken“ in der Unterkunft: Formalien müssen erfüllt, irgendeine Bestätigung ausgefüllt werden und die genaue Frühstückszeit und dessen Vollziehungsort wird mitgeteilt. Solche Formalien sind für uns selbstverständlich, und sollten ebenso selbstverständlich für die Vorbereitungen vor unserem ersten Urlaubsflug sein!

Daher ein paar Erinnerungen an das Gelernte aus der A-Schein-Ausbildung und ein paar Praxistipps.

Generelle Vorbereitung

  • Unser erster Gedanke vor einer Fahrt zum Fliegen gilt der Ausrüstung: Ist unsere Ausrüstung (noch) flugtauglich?!
  • Ist das ausgesuchte Zielgebiet von der Wetterprognose und für meinen Ausbildungsstand für mich geeignet?
  • Gibt es Ansprechpartner, welche mir mit lokalen Kenntnissen hier weiterhelfen können?

Hiermit sind wir schon mal zweifelsfreier unterwegs und können die Fahrt zum Flugort genießen.

Endlich im Fluggebiet

  • Der erste und wichtigste Punkt zum Checken: Wie ist das Wetter und wie wird es sich im Laufe des Tages entwickeln! Wenn es für unseren Ausbildungsstand beherrschbar ist, beschäftigen wir uns ernsthaft mit dem Fliegen – ansonsten gehen wir lieber Kaffeetrinken!
  • Wir besorgen uns alle Informationen zu Landeplatz, Startplatz, Landebereichen, Überflugverboten und Vorgaben des Platzhalters!
  • Gerade als Gäste in einem Fluggebiet sollten wir alle Regeln und Vorgaben einhalten, welche der Platzhalter oft mühevoll und über mehrere Jahre erarbeitet und erkämpft hat. Es wäre fatal, wenn aufgrund unseres Missverhaltens das Gelände gefährdet wird.
  • Wir schauen uns den Landeplatz gründlich und genau an: Wo sind Hindernisse, wie ist die Landevolte bei den unterschiedlichen Windsituationen, wo ist der Abbauplatz, wo sind Besonderheiten? 

Endlich am Startplatz 

  • Wir checken erst mal genau den Startplatz und fragen lokale Piloten über Besonderheiten am Platz! 
  • Wir schauen uns ein paar Starts an – und entscheiden für uns, ob wir hier bei den aktuellen Wetter-Bedingungen prinzipiell starten wollen. 
  • Wir machen uns einen Flugplan! Was haben wir vor? Wollen wir nur abgleiten, oder haben wir eine kleine Strecke geplant? Was ist der Plan B – falls unser 1. Plan nicht aufgeht? 
  • Haben wir irgendwelche Zweifel – lassen wir den Schirm und die Ausrüstung eingepackt und fahren einfach wieder runter! 
  • Passt es für uns, fängt nun die wichtigste Checkphase an:

Startvorbereitung

Wir packen unsere Ausrüstung aus und fangen gleich mit der Kontrolle an:

  • Sind alle Ausrüstungsgegenstände komplett? 
  • Ist alles gründlich verpackt? 
  • Ist der Rettungsgriff in seiner Position? Sind die Splinte richtig drin? 
  • Ist mein Schirm richtig ausgelegt? 
  • Sind die Leinen gut sortiert und frei von irgendwelchen „Knotenansätzen“? 
  • Ist irgendetwas ungewohnt, auffällig oder fühlt sich komisch an? 

Und endlich sind wir soweit – wir stehen am Start, sind eingehängt, und wollen den Startcheck durchführen.

Wie war das noch mal mit dem 5-Punkte Check!

1. Pilot

Ein Tipp: immer von unten nach oben kontrollieren! Auf jeden Fall immer dasselbe Schema anwenden!! 

  • (Sind die Schnürsenkel zu! Ihr lacht vielleicht – aber ich bin gerade am Montag vor meinen Flugschülern über offene Schnürsenkel gestolpert! ) 
  • Sind die Beinschlaufen geschlossen? 
  • Ist der Brustgurt (samt Sicherungsgurt) verschlossen?
  • Sind die Karabiner richtig geschlossen? 
  • Ist das Speedsystem eingehängt?
  • Ist der „Wohlfühlgurt“ oberhalb des Brustgurtes geschlossen? 
  • Ist der Helm auf dem Kopf und auch geschlossen? (Siehe hierzu den lustigen Film-Clip von Armin Harich!) 

2. Leinen

  • Sind die Leinen (immer noch) frei und unverknotet?

3. Kappe

  • Liegt die Kappe offen, so das sie ungehindert angeströmt werden kann?

4. Wind

  • Passt der Wind (immer noch)? 

5. Luftraum

  • Und ist für mich noch Platz in der Luft vor, seitlich, über und unter mir? 

(Endlich) alles gecheckt? Dann einen guten Start und viel Spaß in der Luft!

Paul Seren

Paul Seren
ist Papillon-Fluglehrer, Dipl.Ing. der Luft- und Raumfahrttechnik, Mitglied im DHV-Lehrteam, begeisterter Flugsportler der ersten Stunde und Tandempilot.

In seinem Blog „Pauls Pilotentipps“ informiert er in loser Folge über Wissenswertes und Aktuelles rund ums Gleitschirmfliegen.

paul@papillon.de

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