25 Jahre nach dem ersten Höhenflug von der Lüsener Alm ist das „Lüsener Dreieck“ längst eine feste Institution geworden. Der FAI-Dreiecksflug führt vom Taleingang an der Rodenecker Alm hinauf zum Astjoch, dem höchsten Berg der Lüsener Alm, hinüber Richtung Plose und zurück zum Landeplatz in Lüsen.
Die Vorbereitung
Dieses Flugvorhaben startet – mit einem zünftigen Südtiroler Frühstück und einem anschließenden Wetter- und Aufgaben-Briefing. In den Höhenflug- oder Thermik- und Technikwochen war es noch um Starts, leichte Manöver wie Achter, Ohren, Rollen und Nicken und um die Perfektionierung der Landung gegangen.
Ausgehend von diesen Grundlagen versuchen wir jetzt, die Streckenflugoptionen des Flugtages zu ermitteln. Dazu bringen wir die Daten der Wetterberichte mit unseren Wetterbeobachtungen vor Ort in Verbindung. So gelangen wir auch zu einer Einschätzung, wann der optimale Zeitpunkt für den Start zum geplanten Dreiecksflug ist.
Besonderes Augenmerk richten wir in diesem Briefing auch nochmal auf die Topographie des Lüsener Tales. Mit einem gründlichen Vorflugcheck bereiten wir unsere Ausrüstungen und uns auf den geplanten Flug vor.
Der hier beschriebene Flug erfolgte am 6.4.23 in polarer Kaltluft, die unter Hochdruckeinfluss sehr gute Thermiken ermöglicht. Aber sie ist natürlich auch sehr kalt: Durch den Windchillfaktor fühlt sich die Temperatur sogar noch kälter an. Mehrere Lagen warme oder intelligente Kleidung sind deshalb gerade an solchen Tagen unverzichtbar.
Der Flug
Zum Einstieg nutzen wir die Hausthermik direkt vor dem Tulperhof. Der erste Thermikquellenwechsel erfolgt Richtung Westen, auf den in den Frühstunden sonnenbeschienen Osthang vor dem Vilpederhof am Parkplatz Zumis. Die Thermik dort ist sehr zuverlässig: Geht es am Tulper, geht es am Zumis sogar noch etwas höher.
Haben wir mit mindestens 1900 Metern die ursprüngliche Abflughöhe vom Tulper erreicht, fliegen wir zurück zum Tulper. Die etwas stärkere und auch zuverlässigere Thermik steigt über der Ostflanke des Heroler auf. Von dort finden wir auch den Weg zur Wolkenbasis.
Vor dem Tulper oder Heroler brauchen wir jetzt, vor dem Anflug an das 2300m hohe Astjoch, die volle Basishöhe – mindestens 2550m. Dann geht es an der Südflanke des Lüsener Tals weiter zum Astjoch. Wenn wir den Gipfel aufgrund fehlender Höhe nicht ganz erreichen, empfiehlt es sich, vorher abzudrehen und über den Flitt die Ostflanke der Plose oberhalb des Landeplatzes anzufliegen.
Der Flug zum Astjoch ist bereits ein Flug in hochalpiner Qualtität, der dennoch jederzeit sichere Außenlandungen auf Lüsener Alm zulässt: Die Lüsener- ist nach der Seiseralm die zweitgrößte Alm. Sollte uns wegen zu wenig Höhe der Anflug nicht gelingen, fliegen wir nach dem Abdrehen wieder zurück zum Thermikeinstieg, also wieder zurück in Ostflanke des Heroler oder zur Südostflanke vor dem Tulper, die wir bereits bestens kennen- und erfliegen gelernt haben.
Die glückliche Landung
Der letzte Schenkel führt über den Landeplatz hinaus zur Ostflanke des Plosebühel. Dort finden wir ebenfalls sehr zuverlässig gute Thermiken, die nicht selten auf bis über 3000m Höhe reichen können.
Je nach Güte des Tages kann es dann auch noch etwas weiter gehen. Wir empfehlen jedoch, für die ersten Streckenflüge das Lüsener Tal nicht zu verlassen und weiterhin immer im direkten Einflussbereich der Landemöglichkeiten des Hauptlandeplatzes zu bleiben.
Strecken zwischen 10 und 20 km ergeben mit dem Faktor 2 schon 20 bis 40 XC-Punkte. Zum Einstieg ist das bereits eine beachtliche Leistung!
Wir gratulieren an dieser Stelle Sabrina, Andrea, Dennis, Michael und Stefan, die in der Osterflugwoche 2023 ihre ersten Lüsen-Dreiecke erflogen hatten. Die erfolgreichen XC-Pilotinnen und -piloten hatten vorher schon mindestens zwei Thermik-Technik-Trainings absolviert.
Wenn du auch die Faszination des Streckenfliegens für dich entdecken möchtest, empfehlen wir unsere Thermik- und Streckenflugseminare zur B-Lizenz in Lüsen.
Andreas Schubert
GGF Papillon, Pädagoge, Dt. Meister, 5. Platz WM
▸Bio
– Andreas Schubert
Das FAI-Dreieck
ist eine Flugstrecke im Paragliding, die in Form eines Dreiecks geflogen wird und bestimmte Anforderungen erfüllen muss, um als offizielle FAI-Dreieckstrecke anerkannt zu werden. Die Abkürzung FAI steht dabei für die „Fédération Aéronautique Internationale“, den internationalen Dachverband des Luftsports.
Um ein FAI-Dreieck zu fliegen, muss der Pilot eine bestimmte Strecke absolvieren, die aus drei Eckpunkten besteht und dabei eine Mindeststrecke zurücklegen. Die Größe des Dreiecks wird dabei durch die Entfernung zwischen den Eckpunkten definiert.
Das Fliegen eines FAI-Dreiecks ist eine anspruchsvolle Leistung im Paragliding, da es sowohl eine gute Flugtechnik als auch eine gründliche Planung erfordert. Es ist auch ein beliebter Wettbewerb unter Paraglidern, um ihre Fähigkeiten zu testen und ihre Leistungen zu vergleichen.